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Der Eierbaum von Volker Kraft in Saalfeld

FotoWenn man vor solch einem Baum steht, dann bleibt jedem zunächst der Mund offen stehen – und wenn sich der Kopf nach den ersten Eindrücken langsam wieder beruhigt, dann kommt vermutlich auch jeder irgendwann an den Punkt der Fragestellung: “Wie um Himmels Willen kommt man auf  eine solche Idee?”

So ging es natürlichg auch mir, und im Folgenden versuche ich die Geschichte aus der Erinnerung heraus nochmals sinngemäss zusammenzufassen:

Dies alles begann 1945 auf dem Schulweg von Volker Kraft, auf dem er einen Eierbaum sah der ihn sehr begeisterte. Solche einen Baum wollte er später auch einmal haben, und mit den eigenen Kindern fing es dann 1965 an – mit 18 Eiern.
1994 waren es dann immerhin schon 350 Eier – und mit den Enkelkindern gab es dann kein Halten mehr:
1995:     850 Eier
2000:     4.000 Eier
2005:     7.850 Eier
2010:     9.500 Eier (genaugenommen waren es 9508 Eier, als ich dort war. “Es kommen ja täglich neue dazu – nach dem Frühstück.”)
Kommentar: “Bei 10.000 Eiern ist das Maximum erreicht. Wir haben keine Lagerkapazität und keine höheren Leitern mehr.”

Hier zunächst das Foto-Video zum Baum. Die Eierfülle erzwingt bei der zeitlich begrenzten Musik relativ schnelle Clips – aber keine Sorge, anschliessend kommen noch einige Foto-Gelerien. Und wer es lieber langsam und im eigenen Tempo mag, der kann sich das alles (und noch mehr) in Ruhe anschauen.

Wenn man diese Fülle sieht, dann beginnt man langsam zu ahnen, dass es sich allein schon unter logistischen Gesichtspunkten um eine Meisterleistung handelt. Nun hängt aber bei aller ausgefeilter Logistik allein noch kein einziges Ei am Baum.

Das erfordert noch einmal eine solide zeitliche und strategische Planung – und DAS ist dann die Kür !!!

Die zeitliche Planung ist noch relativ überschaubar: zwei Kalendermonate Vorlauf sind in jedem Fall einzuplanen. Dabei müssen zusätzlich Kurz- und Langzeitwetterprognosen berücksichtigt werden, und die aktuellen Temperaturen bestimmen dann das  jeweilige Tagespensum. Je nach Lage des Osterfestes können die Arbeiten schon Ende Januar/Anfang Februar beginnen. Dar Garten ist ja immerhin bereits einige Wochen vor Ostern geöffnet. Und Saalfeld befindet sich in Thüringen – dort herrschen zu dieser Jahreszeit andere Temperaturen als im Rheinland. Das heisst arbeiten bei Frost (oft auch Schnee) und in Handschuhen mit abgeschnittenen Fingerkuppen – und das hält man nur eine begrenzte Zeit durch. Die feinen Fäden der Aufhängungen erfordern immerhin auch eine gewisse Feinfühligkeit in den Fingerspitzen.

Und jetzt zur Strategie. Das Ziel heisst: 10.000 Eier müssen in den Baum – und die hängt man nicht “einfach mal so da rein“. An welchem Ast wird angefangen, wie kann man sich von innen nach aussen und rundherum von oben nach unten vorarbeiten, ohne dort Schaden anzurichten, wo man vorher schon erfolgreich war? Und ganz wichtig: an welchem Ast will man dann auskommen?
Das erfordert (Baumschuler und GaLaBauer aufgepasst !) schon eine vorausschauende Planung des Gehölzschnitts – denn es handelt sich hier um einen Apfelbaum!

Hier also noch mal eine Galerie des Baums – die jetzt wahrscheinlich mit anderen Augen betrachtet wird:

Tja, jetzt die nächste Frage: Wie kommt man an all die Eier? Na ja, Familie, Freunde und Bekannte helfen mit der Lieferung von “ausgepusteten Eiern” – bei den Krafts selbst werden dann auch schon mal rohe Eier geschmückt und in den Kühlschrank gelegt. Die Eier werden dann später (vorsichtig!) verwertet – und der Vorzug liegt auf Gerichten bzw. Kuchen, bei denen Eiweiss und Eigelb nicht getrennt werden muß.
Zitat: “Die kriegen Sie nämlich nicht getrennt aus den kleinen Löchern ‘raus, versuchen Sie es mal.”

Wie gesagt, die Eier sind bemalt, umhäkelt, gelocht/gestanzt, mit Zierelementen, Körnern oder Kettengliedern beklebt, ausgebrochen oder als Tierfiguren “verkleidet” – es ist alles dabei, aber sehen Sie selbst.

Dann gab es noch einige Raritäten “unter Glas” – besondere und schützenswerte Exemplare, denn einige Chaoten schmeissen hin und wieder immer mal ein paar Steine in den Baum, kaum zu glauben. Unter anderem befinden sich darunter zwei Mitbringsel aus den USA – genaugenommen aus dem Weissen Haus, dabei ein handsigniertes Ei von Bill & Hillary Clinton.
Hier dann also ein Auszug aus der Vitrinen-Galerie:

Dann noch ein Wort zu der “Baum-Deko”. Bei einigen Einstellungen sehen Sie unter dem Eierbaum noch einige Hasen, Rehe u.s.w.

Alle diese  Tierchen wurden ebenfalls selbst angefertigt: aus alten Schrankrückwänden ausgesägt und bemalt.
Es lebe die gute alte Laubsäge.

It’s all handmade!

Und als ob das alles noch nicht genug wäre, kommen dann noch einige besonderen Eierbäume:

Ein Überrachungseierbaum

Ein Zwerghuhneierbaum:

Ein Wachteleierbaum:

Und dann ist da noch ein Minibäumchen, sozusagen der Urbaum, mit den 18 originalen DDR-Plastik-Ur-Eiern.
Dieser Baum will zwar erst mal einer werden, aber für die 18 Eier paßt er gerade:

Inzwischen ist der echte Eierbaum zu einem regelrechten Wallfahrtsort für Kindergartengruppen und Schulklassen geworden. Und ich habe es beobachtet – an einem Tag hatte ich eine Schulklasse und zwei Kindergartengruppen gemeinsam dort. Es war eine Schau, diese Kinder zu beobachten!
Ich habe mich darauf beschränkt, einige Familien (auf Distanz) zu fotografieren, und das war nach einem kurzen Gespräch mit ihnen auch OK.

Und jetzt der Knaller: Volker Kraft nimmt bzw. nahm KEINEN Eintritt für dieses Ostereier-Bambi-Paradies – that’s all for free!!!  Ein echter Idealist!
Im vergangenen Jahr 2015 war der Garten leider zum letzten Mal geöffnet. Weitere Infos finden Sie hier.

Und warum schreibe ich das alles hier?
Nun, mein Ziel waren Publikationen in Gartenmagazinen und Illustrierten. Diese Medien stehen aber offensichtlich unter einem enormen Kostendruck und agieren derart anzeigengetrieben, dass ich mir dachte:
“OK – wenn die es nicht machen, dann mach’ ich es eben.”

It’s all for free now! Der gemeinsame Vorname verbindet …   ;-)

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Der Mann hat sich neben der begleitenden Tagespresse mehr verdient.

Keine Verwendung in Printmedien ohne vorherige Rücksprache mit mir!

Und jetzt last nor least: Vielen Dank Volker Kraft für dieses Engagement – Danke für dieses Eierspektakel!

Chapeau !!!

 

 

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